Die Sage von der Froschleiter

Vor vielen Jahren herrschte im Spreewald eine große Dürre. Viele der Nebenfließe der Spree waren fast ausgetrocknet. So war es auch mit der Radduscher Kahnfahrt. In der Nähe der Radduscher Kaupen, beim Haus des Bauern und Fischers Jedro, lebten zu dieser Zeit eine Vielzahl von Wasserfröschen, die von einem großen dicken alten Frosch angeführt wurden. Eines Tages merkte Jedro, dass die Frösche nicht mehr ihr allmorgendliches und allabendliches Konzert abhielten. In der Kahnfahrt war nur noch sehr wenig Wasser und die Frösche konnten nun auch nicht mehr an Land, um wenigstens den Morgentau in den Wiesen zur Erfrischung zu nutzen. Da sprach der dicke Frosch zum Bauern: "Bitte hilf uns, wir werden es dir auch danken!". Jedro wusste um die Nützlichkeit der Frösche in dieser mückenreichen Gegend und beschloss zu helfen. Er baute eine Leiter aus Erlenholz und stellte sie in das Fließ. Die Frösche konnten nun einer nach dem anderen an das Ufer klettern und verschwanden in den Büschen.

Bald darauf setzten heftige Regengüsse ein und die Fließe stiegen wieder stark an. Die Feuchtigkeit führte letztlich zu einer großen Mückenplage - nur Jedro merkte kaum etwas davon, denn die Frösche fingen fast alles Ungeziefer!

Der Bauer wollte die Leiter bald wieder auf das Brennholz werfen, überlegte es sich aber. Er befestigte sie an seiner Hauswand, für den Fall, dass sie noch einmal benötigt würde, was allerdings nicht mehr vorkam. Über lange Jahre hing die Leiter dort, in letzter Zeit befindet sie sich aber wieder am Ufer und der gute Beobachter kann sie im Ufergras sehen, wenn er mit dem Kahn an diesem alten Haus vorbei fährt.

Nacherzählt von Manfred Kliche (gekürzt)


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