Der Spuk in der Radduscher Buschmühle

Bezeichnend für das Denken und Fühlen der Spreewaldbewohner vor über einhundert Jahren ist die folgende Begebenheit: Nachts erlebte die in völliger Abgeschiedenheit zwei Kilometer vom Dorf Raddusch allein wohnende Müllersfamilie Gepolter in der Mühle, denn um 1890 begann es in der Buschmühle zu spuken. Als der Müller dies nicht mehr aushielt verkaufte er die Mühle. Ludwig Heinze, der im April 1894 die Mühle kaufte und in die Buschmühle zog, kannte die Spukgeschichten, war aber überzeugt, dass es keine Kobolde gibt. Aber auch bei ihm spukte es weiter. Nachts schreckte er manchmal aus dem Schlaf, als dumpfes Gepolter aus der Mühle zu hören war. Umgeworfene Gerätschaften und zerbrochene Scheiben fand er, aber niemand war zu sehen. Immer wieder zog dieser Spuk durch die Mühle, sobald der Busch von tiefer Dunkelheit umfangen wurde. Als ihm das alles zu viel wurde, legte er sich auf die Lauer und tatsächlich erwischte er eines nachts den „Störenfried". Es war ein schwachsinniger Knecht, der von seinem Dienstherren, einem reichen Radduscher Bauern zu diesen nächtlichen Aktionen angestiftet wurde. Diesem reichen Bauern gefiel es nicht, dass die Mühle von einem Dorffremden gekauft wurde. Früher war es verbreitet, dass von der Dorfbevölkerung eine tiefe Abneigung gegenüber jedem Fremden oder Neuhinzugezogenen ausging. Nachdem Heinze den Spuk aufgeklärt hatte und dies auch überall bekannt wurde, hatte er vor solcherlei Spukereien für immer seine Ruhe und konnte ungestört seinem Müllerhandwerk nachgehen.
Quelle: Ortschronik Raddusch (M. Kliche)


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