Ortsteil Kahnsdorf und seine Geschichte

Hier, in der ehemaligen Ortslage Kahnsdorf, bildet sich aus Niederschlags- und Grundwasser ein neuer See, der "Kahnsdorfer See". In unmittelbarer Nachbarschaft ensteht durch künstliche Flutung der "Bischdorfer See" (mehr Informationen)

Diese Dokumenatation entstand mit Unterstützung von ECOREG, der Theodor Fontane-Oberschule Burg (Spreewald) und von Herrn Manfred Kliche sowie Ewald Schröder, seit 1948 Lehrer in Kahnsdorf, der die Dorfgeschichte aufschrieb!



Chronologie

1346-49
Der "Schwarzen Pest" fallen zwei Drittel der Dorfbevölkerung zum Opfer.

1475
Große Heuschreckenplage im Spreewald: Die gesamte Ernte wurde vernichtet, die Schweine, die mangels besseren Futters mit Heuschrecken gefüttert wurden, verstarben an einer unbekannten Krankheit

26.07.1503
Kansdorf ( Lübbenauer Schlossurkunde Nr.30, erste urkundl. Erwähnung), weitere Ortsnamen: Kanstorf (1541), Cansdorff (1571), Wendisch Kahnsdorf bey Lübbenau, auch Woschkalawa (1761), evtl. Spottname " Lause Calauer": schmutzige, arme, verachtete Ortschaft, Siedlung der Räudigen und Aussätzigen1552Die Pest fordert allein in Calau 273 Todesopfer, die Dörfer verwaisen und die Felder bleiben unbestellt

1632
älteste Information über die Kahnsdorfer Abgaben an die Kalkwitzer Kirche

1664
Ein sehr strenger Winter sucht (wie schon 1564 und 1635) Menschen und Tiere heim. Sogar die Wölfe holten sich ohne Scheu ihre Beute von Stall und Hof, niemand durfte sich unbewaffnet vor die Tür wagen ("Der Winmüller musste sogar Stunden auf stillen Örtchen aushalten, welches er wegen der Wölfe nicht verlassen konnte")

1691
4 Jahre in Folge kam es zu Überschwemmungen im Spreewald, es herrschte, auch in Kahnsdorf eine große Hungersnot. Der Winter 1694 brachte überdies noch Unmengen Schnee, so dass das Tauwetter zu Fastnacht zu Überschwemmungen in den Häusern führte; Mathes Bescho auf Parnags Gut verlor dadurch seine Stallungen

um 1716
Beginn des regelmäßigen Schulunterrichts durch ehemalige preußische Soldaten.

1791
Im Spreewald herrscht 10 Jahre lang eine große Dürre, alle Brunnen versiegten, Raddusch und Leipe brannten fast vollständig ab, "selbst die Kähne und Fischkästen verbrannten"

1815
Kahnsdorf kommt zu Preußen1837Aufnahme der Göritzer Kinder in die Kahnsdorfer Schule, Gründung eines Schulverbandes, gefördert durch den Göritzer Gutsbesitzer Pittelkow

1844
Der letzte Wolf wird nach einem Einbruch in den Stall von Bauer Christoph Wußog erschlagen.1848Im Oktober/November antifeudale Aktionen im Ort, Verlegung einer Husarenschwadron in das Dorf

1848 - 1858
Verhandlungen über die Auflösung der Feudallasten der Kahnsdorfer Bauern mit der Standesherrschaft Lübbenau 1849Die Cholera wütet: Täglich fanden mehrere Beerdigungen statt

1854
Erst Hochwasser, dann große Hitze - das Wasser verdarb, viele Menschen starben am "kalten Fieber"

1876
Erste Erwähnung einer Gemeindevertretung Kahnsdorf 1893 Großbrand in Kahnsdorf: Am Backhaus George Peschk (Kullick) entstand der Brand, der einen Großteil des Dorfes zerstörte. Dank der Hilfe der umliegenden Gemeinden konnten alle Gebäude bald wieder aufgebaut werden.

1913
Fertigstellung der neuen Schule auf dem Grundstück der ehemaligen Schäferei.

1923
Abriss der 1723 erstmals erwähnten Bockwindmühle1928Gründung der Freiwilligen Feuerwehr

17.10.1928
Auflösung des Gutsbezirkes Kahnsdorf

1945
Bodenreform (Flurkarte)

1950
Kahnsdorf kommt im Zuge der Verwaltungsreform zum Kreis Lübben, 1952, im Zuge der Neueinteilung der Kreise, wird Kahnsdorf in den neugebildeten Kreis Calau eingegliedert.

1958
Erste "Ausgrabungen" auf dem Acker Ziegler (heute Slawenburg) im Rahmen von Pioniernachmittagen. Es wurden gefunden: Dolch aus Eisen, Axt und Messer aus Feuerstein, 3 Tontöpfe, 4 Vasen, Spangen aus Horn und Kupfer. Die Fundstücke kamen nach Potsdam.

13.4.1960
Gründung der LPG "Lindental" (1974: Bildung der KAP Reuden, 1975: Umwandlung der LPG "Lindental" zur LPG Typ Ill) Dubrau

1966
Vollständige Verlagerung des Schulunterrichts aus Kahnsdorf nach Raddusch, Auflösung der Einklassenschule - Bericht Lehrer Schröder

1976
Beitritt der Gemeinde zum Gemeindeverband Vetschau

1984
Beginn der Aufschlussarbeiten für den Tagebau "Seese Ost", damit verbunden die Zwangsumsiedlung, denn unter der Gemeinde befinden sich große Braunkohlevorkommen, aber wegen des hohen Salzgehaltes von minderer Qualität.Sept.

1987
Die letzten Bürger (Lehmann, Reinhold, Schapp, Alfred und Schultchen, Manfred) werden aus Kahnsdorf, zumeist nach Vetschau in den "Kahnsdorfer Block" in der W.-Pieck-Str., umgesiedelt, das Gemeindebüro wird geschlossen!1987Die Gebäude werden mit dem Bagger abgetragen, massivere Bauten wie z.B. die Schule werden gesprengt.

1988
Kahnsdorf hört auf zu existieren, restliche Flächen gehen auf die Gemeinde Raddusch über.
powered by webEdition CMS