Der Schmied und der Teufel

In Raddusch wohnte ein Schmied. Den wollte der Teufel holen. Der Schmied mähte aber gerade Gras und sagte daher zum Teufel; »lch habe jetzt keine Zeit, mit dir zu gehen. Du könntest mir statt dessen helfen, die Wiese zu mähen.« Der Teufel war dazu bereit, und der Schmied fertigte ihm eine Sense aus einem Pflugschar und nahm dazu als Stiel eine junge Erle. Als Wetzkitze band er dem Teufel ein Fass um den Bauch, und ein großer Ziegel war der Wetzstein. Dann mähten beide. Auf der Wiese stand eine große Eiche. Der Teufel fragte: "Schmied, soll ich diese Distel auch mit abhauen?« — "Alles, was da steht, muss weg!" gab ihm der Schmied zur Antwort. So wetzte der Teufel seine Sense, hieb dreimal gegen den Baum, und die Eiche stürzte zu Boden. Als sie fertig waren, gingen sie nach Hause, und der Schmied wollte sich umziehen. Vorher befahl er aber den Schmiedegesellen, eine Eisenstange glühend zu machen. Als das geschehen war, warf der Schmied seine Schuhe unters Bett und sagte: »Teufel, hole mir die Schuhe hervor!« Der Teufel gehorchte und kroch unter das Bett. Da kamen die Gesellen mit der glühenden Stange und stießen den Teufel damit so sehr, dass er heulend bettelte: "Schmied, lass mich doch wieder gehen!" Der ließ ihn auch laufen. Bald darauf starb der Schmied. In den Himmel konnte er nicht mehr kommen, also machte er sich auf den Weg zur Hölle und klopfte dort an. Der Teufel fragte: »Wer ist da?« — "Der Schmied aus Raddusch !« antwortete dieser. »Der Radduscher Schmied darf nicht in die Hölle; den mag ich nicht mehr sehen!« So wanderte der Schmied zum Himmel und bat, man solle ihn wenigstens einmal hineinschauen lassen. Anfangs wollte man das nicht erlauben. Er bat aber so lange, bis die Tür doch einen Spalt breit geöffnet wurde. Da warf er schnell seine lederne Schürze in den Himmel, und dann huschte er selbst hinterdrein.

Quelle: Sagen aus Heide und Spreewald, Domowina-Verlag Bautzen; 1970


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